03.09.2025 | Quelle: Ottobock SE & Co. KGaA

Urlaubszeit: Wenn Improvisation, Mehrplanung und Unsicherheit zum Reisegepäck gehören

Urlaubszeit: Wenn Improvisation, Mehrplanung und Unsicherheit zum Reisegepäck gehören
Werbefläche von der Kampagne Invisible Class von Ottobock in Berlin. | © Ottobock

Tags: #Invisible Class #Ayleen Walter #Davide Morana #Zainab Al-Eqabi #Urlaub #Ottobock

„Früher war Reisen für mich oft spontan: einfach losfahren und vor Ort entscheiden, wohin es geht. Heute bedeutet es für mich minutiöse Planung und die Überlegung, welche Plan B und C wären, falls etwas nicht funktioniert“, sagt Ayleen Walter aus Marburg. Sie ist Model, Speakerin und Rollstuhlnutzerin. Ayleen pendelt regelmäßig zwischen ihrer Heimatstadt und Berlin. „Für mich gibt es kein ‚Reisen mit leichtem Gepäck‘. Ich habe immer meine Hilfsmittel dabei, auf die ich nicht verzichten kann.“

Was Ayleen beschreibt, ist für viele Menschen mit Behinderung Alltag. Reisen erfordert Planung, Flexibilität und Improvisationstalent. Denn wer auf Hilfsmittel oder Barrierefreiheit angewiesen ist, stößt unterwegs oft auf Hindernisse, die anderen gar nicht auffallen: mehr Bürokratie bei Reiseanmeldungen, unzugängliche Unterkünfte oder fehlende Hilfsmittel nach einem Flug.

Eine neue europaweite Umfrage bestätigt Ayleens Erfahrung: 84 % der Menschen mit eingeschränkter Mobilität haben beim Reisen bereits negative Erfahrungen gemacht [1]. In den USA sind es sogar 96 % [2]. Um diese Barrieren sichtbar zu machen und gleichzeitig Lösungswege aufzuzeigen, startet das MedTech-Unternehmen Ottobock im September 2025 die internationale Kampagne „Invisible Class“.

Die unsichtbare Reiseklasse

Mit dem Begriff „Invisible Class” beschreibt Ottobock eine symbolische Reiseklasse, in der 1,3 Milliarden Menschen weltweit unterwegs sind [3]. Nicht aus freier Wahl, sondern weil strukturelle Barrieren sie in genau diese Position bringen. Sei es auf dem Weg zur Arbeit, bei einem Kurztrip am Wochenende oder der langersehnten Urlaubsreise.

Starke Stimmen – sichtbar mitten in Berlin

Im Berliner Stadtbild macht Ottobock das Thema „Reisen mit Hindernissen“ sichtbar: Das MedTech-Unternehmen bespielt 84 digitale Werbeflächen an stark frequentierten Orten wie U-Bahnhöfen und dem Hauptbahnhof. Die Motive zeigen den Kontrast zwischen Urlaubserwartung und ungeschönter Realität aus Sicht der Betroffenen. Ziel ist es, den Blick auf das Thema Barrierefreiheit zu schärfen. Auch in Göttingen (Niedersachsen) sind die Motive der Kampagne „Invisible Class“ zu sehen.

Im Mittelpunkt der Kampagne stehen Menschen mit bewegenden Lebensgeschichten. Drei von ihnen sind:

  • Ayleen Walter (Deutschland): Sie ist durch eine chronische Wirbelsäulenerkrankung an beiden Beinen querschnittsgelähmt. Als Model und Speakerin setzt sie sich für mehr Sichtbarkeit und Empowerment von Menschen mit Behinderung ein.
    „Reisen mit Behinderung ist nicht unmöglich – aber es braucht sehr viel Vorbereitung, eine Portion Mut und das Vertrauen darauf, dass man immer irgendeine Lösung finden wird.“
  • Davide Morana (Italien) ist Para-Leichtathlet und unter anderem italienischer Meister 2022 im 100-Meter- und 200-Meter-Sprint. Aufgrund einer Meningitis-Erkrankung mussten ihm mit 24 Jahren beide Beine und Arme amputiert werden.
    „Mit einer Prothese durch die Flughafenkontrolle zu gehen, fühlt sich schnell wie ein Sicherheitsrisiko an und nicht wie ein Reisender. Man gewöhnt sich zwar an die zusätzlichen Kontrollen, aber es fühlt sich weiterhin unangenehm an, angestarrt oder ausgesondert zu werden.“
  • Zainab Al-Eqabi (Vereinigte Arabische Emirate) verlor im Alter von sieben Jahren ihr linkes Bein durch die Detonation einer Bombe. Heute engagiert sie sich für die Rechte von Menschen mit Behinderungen – als Fernsehmoderatorin, Influencerin und Model.
    „Als ich das erste Mal an einer Sicherheitskontrolle gezwungen wurde, meine Prothese abzunehmen, habe ich sehr geweint. Meine Prothese ist mein Bein. Ein Teil von mir. Ich hatte das Gefühl, mir würde etwas Wertvolles von meinem Körper abgenommen und dann vor allen anderen Passagieren durch den Scanner geschoben werden.“
Ayleen Walter - Ayleen Walter setzt sich als Model und Speakerin für mehr Sichtbarkeit und Empowerment von Menschen mit Behinderung ein. - © Ottobock
Ayleen Walter setzt sich als Model und Speakerin für mehr Sichtbarkeit und Empowerment von Menschen mit Behinderung ein. | © Ottobock

Von Barrieren zu Lösungen: Tipps, Hacks und Community-Wissen

Mit „Invisible Class“ will Ottobock nicht nur auf Missstände hinweisen, sondern auch zeigen, was heute bereits möglich ist, wenn Wissen geteilt, Strukturen hinterfragt und Erfahrungen sichtbar gemacht werden. „Wir möchten aufzeigen, dass Mobilität sehr unterschiedlich erlebt wird – und wie wichtig es ist, Barrieren zu erkennen, um sie gezielt abzubauen“, erklärt Martin Böhm, Chief Experience Officer bei Ottobock. „Indem wir mit unseren Anwenderinnen und Anwendern weltweit und zeitgleich Aufmerksamkeit erzeugen, regen wir gemeinsam zu einer Veränderung für eine barrierefreie Zukunft an.“

„Invisible Class“ verfolgt dabei bewusst einen konstruktiven Ansatz. Neben der Darstellung von Hürden liegt der Fokus auf Lösungen und Alltagshilfen, angereichert mit Erfahrungsberichten, Interviews, Reise-Hacks und Empfehlungen für barrierefreie Orte – von Menschen mit Behinderung selbst. Damit spielt die Community selbst eine entscheidende Rolle: Indem sie bekannte barrierefreie Orte, Sehenswürdigkeiten und Dienstleistungen teilen, helfen sie anderen Betroffenen, ihre Reisen besser zu planen.

Ottobock stellt die Inhalte gesammelt auf einem digitalen Kampagnen-Hub unter www.ottobock.com/de-de/invisible-class bereit.

Quellen
1. 2025 Portrait of European Travellers with Mobility & Accessibility Needs
2. 2022 Portrait of Travelers with Disabilities: Mobility & Accessibility
3. Disability (who.int)

Über Ottobock

Der globale MedTech-Champion Ottobock verbindet über 100-jährige Tradition mit herausragender Innovationskraft in den Bereichen Prothetik, Neuro-Orthetik und Exoskelette. Das Unternehmen entwickelt innovative Versorgungslösungen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität und treibt die Digitalisierung der Branche voran.

Das 1919 in Berlin gegründete Unternehmen ist heute mit rund 9.100 Mitarbeitenden in mehr als 140 Ländern aktiv und betreibt das größte internationale Patientenversorgungsnetzwerk mit rund 400 Standorten weltweit. Mit einer starken F&E-Quote im Produkt- und Komponentengeschäft sowie mehr als 2.500 Patentanmeldungen und -einreichungen prägt Ottobock die Landschaft der Human Bionics der Zukunft.

Die Mission, die Bewegungsfreiheit, Lebensqualität und Unabhängigkeit von Menschen zu verbessern, ist tief in der DNA des Unternehmens verwurzelt – ebenso wie sein gesellschaftliches Engagement: Seit 1988 ist Ottobock Partner und Unterstützer der Paralympischen Spiele.